Band / Orchester | Chor | Instrumental | Konzert
Chor- und Orchesterkonzert - Musik von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven
So., 30.03.2025 | 19:00 - 21:00
Kulturkirche St. Stephani Bremen | Stephanikirchhof 8, 28195 Bremen
Chor- und Orchesterkonzert - Musik von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven
141 Jahre Bremer Kantorei St. Stephani - Jubiläumskonzert 1
Franz Schubert: Magnificat in C-Dur / Ludwig van beethoven: Sinfonie Nr. 2 in D-Dur für Orchester und Messe in C-Dur für Soli, Chor und Orchester
Mit Cornelia Samuelis – Sopran; Anna-Maria Torkel – Alt; Clemens C. Löschmann – Tenor; Armin Kolarczyk – Bass
Bremer Kantorei St. Stephani; Kammer Sinfonie Bremen
Dirigent: Tim Günther
Eintritt: 29 / 13 Euro – mit Bremen-Pass: 7 Euro
Sinfonie Nr. 2 in D-Dur, op. 36: Das Werk entstand 1800/1801, unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten zur 1. Sinfonie. Die erste nachgewiesene Aufführung ist am 5. April 1803 im Theater an der Wien. Der 2. Sinfonie wird nachgesagt (und darin schwingt auch ein gewisser Vorwurf), sie habe „Mozartschen“ Charakter. Dies ist höchstens oberflächlich richtig. Zwar klingt sie insgesamt eher fließend und geschmeidig, ist aber nur scheinbar sanft. Dies liegt zum Teil daran, dass Beethoven seinen Orchesterklang mit einem ständigen „Rumoren“ unterlegt und die vorwärts treibenden, wie rollenden Elemente oft unterhalb der „eigentlichen“ Themenschicht liegen.
Schon im ersten, lang anhaltenden ff-Accord des 1. Satzes zeigt sich, dass nichts nur „Heiteres“ folgen kann, auch wenn die anschließende Bläser-Kantilene dies zunächst suggeriert. Bereits die langsame Einleitung im Adagio molto weist unter dem an sich gleichförmigen Dreiertakt eine ständige rhythmische und dynamische Beschleunigung auf. Den Satz kennzeichnet ein allgegenwärtiges Beben. Selbst das leicht-fröhliche Seitenthema der Bläser in A-Dur wird augenblicklich durch das ff-fis-moll wieder „zurechtgerückt“.
Auch im zweiten Satz (dessen Satzbezeichnung „Larghetto“ in der Tat eher Sanftes vermuten lässt) setzt sich immer wieder das „Düstere“ durch. Schon im Takt 2 übernehmen die unteren, eigentlich „begleitenden“ Stimmen die Führung und geben so dem Ganzen das für Beethoven so typisch Dunkle. Im 2. Thema sind es gar die liegenden Accorde, die den Satz „vorantreiben“.
Das Scherzo Allegro ist sehr schroff gehalten. Beethoven weckt ständig Erwartungen, die er dann entweder überhaupt gar nicht erst erfüllt, oder aber in ganz anderer Weise als gewohnt. Das Trio steht - das kommt selten vor - ebenfalls in der Tonika D-Dur des gesamten Satzes. Die plötzliche Wendung nach Fis-Dur im Orchester-Unisono ist daher besonders überraschend, ebenso wie die Rückkehr ohne jede Modulation zur Dominante A-Dur, nachdem in Fis-Dur eigentlich „gar nichts“ stattgefunden hat. In der nachfolgenden „Reprise“ tritt das Anfangsthema fast hinter das prägnante Fagottsolo zurück.
Die Satzbezeichnung „Allegro molto“ für den vierten Satz lässt Gravität vermuten. Diese spielt auch durchaus eine Rolle, jedoch ist der letzte Satz dennoch der schnellste der Sinfonie. Im 2-Halbe-Takt notiert, bekommt jeder Schlag das fast gleiche Gewicht. Das Kopf-motiv steht da wie ein Monolit, an dem der gesamte Satz sich orientiert, reibt und stößt. Erst in der Schlussfassung in D-Dur wird es endlich wirklich eingebunden.
Im 4. Satz kehrt am Schluss der Unisono-Abstieg in D-Dur des gesamten Orchesters wieder. Beethoven spielt damit noch einmal auf den d-moll-Abstieg im 1. Satz an und bindet auf diese Weise und in einem einzigen Augenblick die gesamte Sinfonie zusammen. Der Charakter ist zupackend und ununterbrochen fordernd, selbst in den Fermaten-Accorden und Generalpausen. Die Coda ist das Ziel der gesamten Sinfonie, sie hat nichts Sanftes, bis sie im konsequent in den kurzen Schlussaccord mündet.
All diese Elemente verlangen eine musikalische Ausführung und ein Dirigat, dass bei Haydn und Mozart nicht vorkommt. Allein daran kann ein ausführender Musiker im Orchester oder ein Leiter bemessen, dass auch Beethovens „Frühwerke“ keineswegs „mozartsch“ sind.
Beethovens 2. Sinfonie ist ein in seiner Qualität und Bedeutung vergleichsweise unterschätztes und leider selten aufgeführtes Werk. Sie gehört zu den schwer zu spielenden und äußerst differenzierten Orchesterwerken.
Die Messe in C-Dur,op. 86
„Die letztgenannte Messe ist neu, und auch dann wiederholt, in der Kirche gegeben worden. Auch in diesem Gebiete glänzt Beethoven als ein Stern erster Größe. Das Werk spricht sich in allen Theilen als geistreich aus. Die Originalität ... lassen dieses Urteil keinen Augenblick zweifelhaft.“ Zitat von 1815
„Den 26. Oktober wurde Beethovens Messe gegeben. Diese wenig bekannte, ganz eigenthümliche und doch kirchliche Composition ....“ Zitat von 1817
„Missa von L. van Beethoven, Leipzig, bei Breitkopf und Härtel gestochen. Giebt man auf, was Jahrhunderte hindurch als Kirchenstyl anerkannt wurde: so muss man mehrere Sätze dieses Werkes, besonders vom Credo an, hoch preisen.“ Zitat von 1817
Mit diesen drei Bemerkungen eines Kritikers (immerhin acht und zehn Jahre nach Entstehung der Messe) ist die Rezeptionsgeschichte des Werkes bis heute eigentlich umfassend getroffen:
1) Beethoven ist ein allseits anerkannter Star. Dass seine Werke sehr gut sind, ist selbstverständlich.
2) Die Messe ist – damals wie heute – wenig bekannt und steht selten auf Konzertprogrammen.
2) Neben der Be-wunderung lösen Beethovens Werke immer auch Ver-wunderung aus, sind längst nicht jedem zugänglich und stoßen oft auf Unverständnis. Dies galt für die Sinfonien (für die angeblich so leichtgängige 2. eben auch, so lange sie durch die „Mozart-Perspektive“ betrachtet wird), erst recht aber für seine geistlichen Werke. Zeitgenössische Rezensionen unternehmen immer wieder den (vergeblichen) Versuch, Beethovens Sakralwerke in die Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte einzubauen oder sie einer persönlichen, andächtigen Betrachtung zu unterziehen. Die Kommentare dieser Re-zensenten wirken oft etwas hilflos und kleinbürgerlich-spießig. Gerade das jedoch war Beethoven nun gar nicht. Seine geistlichen Chorwerke lassen sich weniger im Rahmen der Oratoriengeschichte verstehen als viel mehr in der Werkgeschichte Ludwig van Beetho-vens und seiner Stellung innerhalb des 19. Jahrhunderts. Auch in seinem geistlichem Werk setzt Beethoven neue und, vor allem, andere Maßstäbe als seine Kollegen und Vorgänger.
Beethoven vertonte den Messetext zweimal:
Messe in C-Dur op. 86 (entstanden 1807, etwa zeitgleich mit der V. Sinfonie)
Missa Solemnis in D-Dur, op. 123 (entstanden 1824)
Beide Werke sind großartige Kompositionen, die „kleine“ C-Dur-Messe keinesfalls weniger bedeutsam als die Missa Solemnis. Beide Werke entsprechen Beethovens freier geistiger Haltung, sind weniger klerikal-religiös als persönlich und humanistisch motiviert. Stets setzt er in der traditionell üblichen Vertonung des Messetextes an, bricht dann jedoch bewusst die Konventionen und verlässt die vorgegebenen Bahnen. Er benutzt die alten Formen (z. B. Fugen für „Cum sancto spiritu“ und „Et vitam venturi sauculi“), belässt es jedoch meist bei den Expositionen, fährt anders fort und lässt oft die Musik quasi „ins Leere“ laufen.
Mit seinen unkonventionellen Methoden scheint Beethoven dem Text eine gänzlich neue Bedeutung zu geben, er benutzt ihn nicht in der Haltung der Glaubensgewissheit, sondern der Frage und Suche danach. An manchen Stellen fordert er gar, so etwa in der wieder-holten „Erwartung“ der Auferstehung.
Religiosität ist für Beethoven nicht mehr „gesetzt“, sondern sie muss nach, unter und mit den Erkenntnissen der Aufklärung und der bürger-lichen Revolution jeweils neu erarbeitet werden.
Die orchestrale Konzeption
Die Messe in C-Dur ist gekennzeichnet durch Charaktervielfalt, schnelle thematische Wechsel und starke dynamische Kontraste. Sie ist weder ausschließlich für den liturgischen noch für den konzer-tanten Gebrauch geschrieben, sondern einfach ein universelles musi-kalisches Werk, das sich jeder Vereinnahmung entzieht. Es ist offen-sichtlich, dass es für Beethoven keinen grundsätzlichen Unterschied gab zwischen musica sacra und musica profana. Weder schrieb er ein gottesdienstliches Stück wie Bachs Kantaten oder Messen noch eine Kirchenoper wie Händels Messiah. In gewisser Weise komponierte Beethoven eine Sinfonie mit Text.
Der Chor erfüllt die Funktion eines zusätzlichen Orchesterinstru-mentes oder einer Instrumentengruppe, die, eingebunden in den ge-samten Apparat, zwar als Überbringer des Textes fungiert, sonst aber nicht mehr oder weniger Bedeutung hat als die übrigen. Beethoven lässt das Orchester nicht den Chor begleiten oder umspielen, sondern bezieht Orchester und Chor gleichwertig und unmittelbar in das sinfo-nische Geschehen ein. Für ihn war nicht „das Wort“ das Wichtige, sondern das Gesamte. Die unmittelbare Einbeziehung in den Orche-sterklang wirkt gegenüber dem Chor theoretisch zunächst etwas „rücksichtslos“, ist aber in der praktischen Arbeit kein Problem. Beet-hoven war offensichtlich auch ein profunder Kenner der menschlichen Stimmen, die er in seinen Werken zwar sehr stark fordert, dennoch aber nicht überanstrengt.
Sowohl an den Chor als auch an das Solistenquartett werden hohe Ansprüche gestellt: Alle Stimmen werden in ihre extremen Lagen ge-führt, immer wieder kommen a-cappella-Passagen vor. Auch das Solistenquartett muss in der Lage sein, „im Chor“ zu singen.
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Tim Günther - Musikdirektion
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